Sonntag, 16. Dezember 2007
Frohes Fest / Happy Holidays
To all friends: I wish you a merry Christmas and a happy new year. This very tiny pretty poor-pixeled video is a snap from the Christmas Market in New Brighton, yesterday at noon. Europeans: look closely at the palm tree and the short skirts of the little girls. It's summer, of course. spot the tinsel scarves and belts if you can. Have yourself a good time, wherever you are.
Hallo Ihr Freunde all', ich wünsch Euch frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr. Obiges Mini-Video ist ein Schnappschuß vom Adventssingen auf dem Weihnachts-Flohmarkt in New Brighton. Wer genau hinsieht, wird zumindest die Palme und die sommerlichen Röckchen der kleinen Mädels erkennen. Die "Schals" etc sind in Wirklichkeit grüne und rote Lametta-Girlanden.
Für die Kölner noch folgendes Special:
Nä nä Marie, is dat nit schön...
mal andersrum. Down under eben.
Domspitzen (das war in Melbourne auf der Abstell-Etage eines Shoppingtempels).
Samstag, 15. Dezember 2007
Was Du heute kannst verschieben
Liebe Leute, Ihr habt ja recht.
Ich schreib überhaupt keine Eckdaten. Ich will ja, aber ich warte immer auf was originelles und laß dann den Rest doch aus.
Okay.
Ich bin in Christchurch, Canterbury, New Zealand, untergebracht bei Freunden über www.couchsurfing.com, hab statt ner Couch für paar Nächte luxuriöserweise ein wohnliches Gartenhäuschen (Doppelbett und Dusch/WC) für mich, bin bei den Familienaktivitäten willkommen (einschließlich Mahlzeiten), und das bis einschließlich zum 25. oder 26.12., das Wetter hier war sehr sommerlich, hat dann gemuckt und genässt, und kommt jetzt wieder in Form. "Jingle Bells" oder "Frosty the Snowman" sind hier derzeit recht beliebt, aber ich kann einfach nicht mitsingen, weil mir vor Lachen immer die Luft wegbleibt, so bizarr ist das.
Ansonsten wirkt es hier auf der Südinsel landschaftlich recht europäisch, wenn da die seltsamen Bäume etc nicht wären. Die Vögel hier sind nicht ganz so laut wie in Australien, singen aber auch hübsch, Schafe hab ich schon gesehen, Kiwis noch nicht, dafür aber einiger der einheimischen Enten und Wasserhühner. Aus den Fellen erlegter Possums, die als illegale Einwanderer und raubhafte Allesfresser ohne natürliche Feinde hier die einheimische Artenvielfalt gefährden macht man hier teure, aber ungeheuer gute, trendige und wohltätig/wohltuende Pullis, deren Erweb vom WWF ausdrücklich empfohlen wird. Wer möchte einen superweichwarmen, aktiv artenschützerischen (Plagenkontrolle) umweltfeundlichen neu-wiederverwerteten (verstricken statt verrotten) und biologisch irgendwann voll abbaubaren Pulli?... Oh mann ich schweife schon wieder ab. Das gute Zeug heißt Merino Possum, mehr öko geht gar nicht.
Am 22.12. kommt mein Liebster für nen ganzen Monat eingeflogen, und dann gehts nach einer kurzen Akklimatisationsphase mit Weihnachtsfeier rund um beide Inseln mit nem gemieteten Kombiwagen. Ende des Trips ist in Auckland.
Zum Geburtstag hab ich meinen Leuten eine Eissplittertorte kredenzt, ein Buch über die Seltsamkeit hiesiger Ortsnamen bekommen und mir selber eine leichte aber sehr tolle, echt günstige Gitarre gekauft.
Zur Zeit jobbe ich nicht, zahle aber auch keine Miete, sondern spüle haushaltsübliche Mengen Geschirr und steuere bestenfalls mal ein paar Lebensmittel nach Bedarf bei.
Hab ein gutes Leben, freue mich auf meinen Besuch und war heute endlich am Strand. Sehr schön. Meterlangen daumendicken gummiartigen Tang gefunden, der gar nicht eklig ist. Kein Müll auf dem klaren Wasser. Nichtmal der sonst so unvermeidliche dicke Meerschaum. Hier möchte ich mal tauchen.
So. Und jetzt muß ich ins Bett. In 8 Stunden und 10 Minuten werd ich von einer anderen Couchsurferin eingesammelt zu einem Ausflug nach Akaroa, der einzigen französischen Ansiedlung in Neuseeland. Das liegt auch am Wasser, und es gibt Albatrosse, Delphine und mit etwas Glück sogar Wale zu sehen. Und kraxelige Felsen. Da lohnt es sich, wach zu sein.
Nun seid Ihr endlich auch mal im Bild*! (* naja nicht wörtlich. Ging grad nicht. Sorry das Kamera-Datenkabel ist in der Hütte, Internet hab ich aber nur im Haus, und ich fang nach Mitternacht nicht noch die Rennerei an. Aber es gibt nochmal Fotos, okay?) Laßt es Euch gut gehen. Eßt ein Stück Baumkuchen und/oder Elisenlebkuchen für mich mit. Spekulatius gibts hier auch, Import aus Holland. Ist mir aber deutlich zu dröge. Dann doch lieber Barbequeue, Salat und Milchshake. Also Tschau.
Ich schreib überhaupt keine Eckdaten. Ich will ja, aber ich warte immer auf was originelles und laß dann den Rest doch aus.
Okay.
Ich bin in Christchurch, Canterbury, New Zealand, untergebracht bei Freunden über www.couchsurfing.com, hab statt ner Couch für paar Nächte luxuriöserweise ein wohnliches Gartenhäuschen (Doppelbett und Dusch/WC) für mich, bin bei den Familienaktivitäten willkommen (einschließlich Mahlzeiten), und das bis einschließlich zum 25. oder 26.12., das Wetter hier war sehr sommerlich, hat dann gemuckt und genässt, und kommt jetzt wieder in Form. "Jingle Bells" oder "Frosty the Snowman" sind hier derzeit recht beliebt, aber ich kann einfach nicht mitsingen, weil mir vor Lachen immer die Luft wegbleibt, so bizarr ist das.
Ansonsten wirkt es hier auf der Südinsel landschaftlich recht europäisch, wenn da die seltsamen Bäume etc nicht wären. Die Vögel hier sind nicht ganz so laut wie in Australien, singen aber auch hübsch, Schafe hab ich schon gesehen, Kiwis noch nicht, dafür aber einiger der einheimischen Enten und Wasserhühner. Aus den Fellen erlegter Possums, die als illegale Einwanderer und raubhafte Allesfresser ohne natürliche Feinde hier die einheimische Artenvielfalt gefährden macht man hier teure, aber ungeheuer gute, trendige und wohltätig/wohltuende Pullis, deren Erweb vom WWF ausdrücklich empfohlen wird. Wer möchte einen superweichwarmen, aktiv artenschützerischen (Plagenkontrolle) umweltfeundlichen neu-wiederverwerteten (verstricken statt verrotten) und biologisch irgendwann voll abbaubaren Pulli?... Oh mann ich schweife schon wieder ab. Das gute Zeug heißt Merino Possum, mehr öko geht gar nicht.
Am 22.12. kommt mein Liebster für nen ganzen Monat eingeflogen, und dann gehts nach einer kurzen Akklimatisationsphase mit Weihnachtsfeier rund um beide Inseln mit nem gemieteten Kombiwagen. Ende des Trips ist in Auckland.
Zum Geburtstag hab ich meinen Leuten eine Eissplittertorte kredenzt, ein Buch über die Seltsamkeit hiesiger Ortsnamen bekommen und mir selber eine leichte aber sehr tolle, echt günstige Gitarre gekauft.
Zur Zeit jobbe ich nicht, zahle aber auch keine Miete, sondern spüle haushaltsübliche Mengen Geschirr und steuere bestenfalls mal ein paar Lebensmittel nach Bedarf bei.
Hab ein gutes Leben, freue mich auf meinen Besuch und war heute endlich am Strand. Sehr schön. Meterlangen daumendicken gummiartigen Tang gefunden, der gar nicht eklig ist. Kein Müll auf dem klaren Wasser. Nichtmal der sonst so unvermeidliche dicke Meerschaum. Hier möchte ich mal tauchen.
So. Und jetzt muß ich ins Bett. In 8 Stunden und 10 Minuten werd ich von einer anderen Couchsurferin eingesammelt zu einem Ausflug nach Akaroa, der einzigen französischen Ansiedlung in Neuseeland. Das liegt auch am Wasser, und es gibt Albatrosse, Delphine und mit etwas Glück sogar Wale zu sehen. Und kraxelige Felsen. Da lohnt es sich, wach zu sein.
Nun seid Ihr endlich auch mal im Bild*! (* naja nicht wörtlich. Ging grad nicht. Sorry das Kamera-Datenkabel ist in der Hütte, Internet hab ich aber nur im Haus, und ich fang nach Mitternacht nicht noch die Rennerei an. Aber es gibt nochmal Fotos, okay?) Laßt es Euch gut gehen. Eßt ein Stück Baumkuchen und/oder Elisenlebkuchen für mich mit. Spekulatius gibts hier auch, Import aus Holland. Ist mir aber deutlich zu dröge. Dann doch lieber Barbequeue, Salat und Milchshake. Also Tschau.
Donnerstag, 6. Dezember 2007
Mal eben rüberfliegen
Ich bin gut angekommen in Neuseeland. Man sollte meinen, das wär ja nun keine Weltreise von Melbourne Tullamarine, AUS nach Christchurch, NZ und daher locker zu packen. Aber eigentlich ist auf diesem kurzen Flug mehr passiert als auf den beiden langen von Frankfurt über Singapur nach Melbourne...
Also, den Tag davor hatte ich zum größten Teil mit Aussortieren, Komprimieren und austüfteln meines Gepäcks zugebracht. Für die letzten Tage war ich dann doch noch zu Craig und seiner freundlichen WG "auf die Couch" umgezogen. Welche Wohltat! (Statt nochmal ne volle Wochenmiete zu zahlen und nichtmal sonderlich willkommen zu sein. Oh Mann. So doof bin ich nicht bald wieder. Anderes Kapitel. Abgehakt. Schiftlicher Fixierung unwürdig. Zurück zum Leben aus dem Rucksack...) Der Umzug war ne tolle Idee. Craig holte mich mit meinem Zeug ab. Ich hatte das für nett und bequem, aber nichtmal notwendig gehalten. Aber von wegen! 11 Wochen eigenes Zimmer hatten das Volumen meiner Habseligkeiten verdoppelt und das Gewicht immerhin um die Hälfte gesteigert. Im Klartext: 13 Kilo dahergelaufenes Zeug irgendwie wegzaubern (anrechnungsfreie Handgepäckstücke wie Computer, Reiseführer, Camera, Jacke etc. extra packen und lose rumschleppen) und/oder tatsächlich aussortieren und verschenken. Hin- und Hergepacke, Kontrollgang zur Waage, wieder alles raus... Und immer schön langsam, weil auch bedacht werden will, welche Gegenstände nicht ins Handgepäck dürfen und welche zur Deklaration am Zoll dringend greifbar sein sollten. Und nochmal langsamer, weils recht fatal ist, den Überblick zu verlieren... Naja. Als alle anderen von ihrem Tagwerk nach Hause kamen, war ich dann auch fertig. Den Abend haben wir, wie bereits üblich zu allesamt auf der Veranda im Vorgarten verbracht, einfach kuschlig dagesessen auf der Couch, die mir die beiden vorigen Nächte zum Biwak gedient hatte. Ich sag Euch, australische Vögel sind morgens RICHTIG laut. Und ich finds toll. Wegen der Nachbarn und weil es durch ergiebigen (hochwillkommenen) Regen doch deutlich kühler geworden war, sollte ich diese Nacht aber drinnen schlafen. Ich richtete mich auf dem Küchenfußboden ein und schlief recht gut.
Zum guten Start hatte ich den Wecker nicht gestellt, was bei einem Check-In-Ultimatum von 8:00 Uhr morgens etwas gewagt ist. Wurde aber glücklicherweise von einem Badezimmerbenutzer wachgepoltert und hatte noch Zeit für Katzenwäsche, Ankleiden und CaffeLatte plus 1 Scheibe Toast, bis Craig und ich und meine nun-nur-noch 3 Taschen dann um viertel nach sieben Richtung Airport losfuhren.
Viertel vor acht Rauswurf im Halteverbot vor Haupteingang, Blitzabschied und... tja. Denn man los. Die Gepäck-Trolleys hätte man für Münzen mieten müssen, die rauszusuchen ich keine Hand frei hatte (paradox?) und außerdem nicht einsah, denn es ging ja. Eins huckepack, eins rechts, eins links. Kopf benutzt und Tafel gelesen, Schalter gleich gefunden. Aufatmen. Dann Seufzer: Gut 70 Meter lange Schlange am Check-In. Im Prinzip beruhigend. Heißt es doch, daß sie mit Sicherheit nicht wie angedroht den Schalter um achte schließen können. Daß ich also gar nicht so spät dran bin. Och, ich hatte sogar noch Leute hinter mir. Nach 5 Metern überstandener Schlange gab meine am Vortag erworbene Laptop-Tasche (Made in China, 10 AU$, kam grad recht) unter dem Gewicht der zugepackten Freifracht (siehe oben) den Geist auf, das große Fach riß an der Naht auf und übrig blieb nur die schmale Hülle um den Computer, ohne Griff und alles. Mit dem notfallmäßigen Umpacken meines Krams in den (zum Glück geräumigen und robusten) Handrucksack brauchte ich den ganzen Rest der Anstehzeit. Bloß nicht aufregen. Ich spürte, wie das Adrenalin meinen Toast verbrannte und den Blutzucker ins Minus riß. Wenn man sowieso Gewicht vernichten muß, kommt australische Weichlakritze gerade recht. Ich wär aber gerne ausgeschert und hätte was vernünftiges zu essen besorgt. Nun gut, ich war ja schließlich dran, und es stellte sich heraus, daß mein Hauptgepäck noch 2 1/2 Kilo Luft hatte. Da die Dame am Schalter neu war und noch keine Ahnung von neuseeländischen Working Holiday Visa hatte, mußte sie noch lang und breit telefonisch nachfragen, ob ich denn wirklich mit einem Visum, das in einer Woche ausläuft, noch einreisen durfte. Ich erklärte ihr, daß dies das Verfallsdatum zum Antritt sei und die Haltbarkeit nach (Er-)Öffnung ein Jahr beträgt. Die Sicherheitszeiten gelten doch bloß fürs Verfallsdatum der Reisepässe an sich. Naja, nicht mein Bier. Sei ruhig schlauer als Dein Sachbearbeiter, aber behaupte es nicht. Sie wußte halt nicht so ganz. Konnte mir nur recht sein, gab es mir doch Zeit, noch einige der schwereren Teile noch notdürftig im Hauptrucki zu verstauen. Nicht genug. 600g war mein Handgepäck noch überm Limit. Da ich aber erklärte, darin befänden sich unter anderem 500g Lakritze, die ich nun sowieso killen würde, ging alles klar. Wäre eh okay gewesen. Die Camera mit den Akkus drum und dran war bestimmt 700g. Bloß weg hier! Hunger! Durst!
Am Schalter hatten sie meine 2/3 Laptoptaschen-Müll nicht entsorgen können. Mülleimer finden. Hinsetzen. Ich hab nen Arm zu wenig. Aus dem Lautsprecher die Ansage, man möge sein Gepäck nicht aus den Augen lassen. (Nicht wegen der Taschendiebe oder aus Fürsorglichkeit! Seit 9/11 werden Koffer unter hohem Bombenexpertenaufwand kostenpflichtig abgeschleppt.) Handrucki abstellen, Hinterfach ausräumen, Schleppi rein, alles neu stopfen, paßt zum Glück, bloß Jacke raus und umgebunden. Ach und die Lakritze. Eine Handvoll. Schnauf. Schwitz. Durst. Mist die Flasche ist leer. Toilette. Da gibts nur brühwarmes Wasser. Wat mut dat mut. Oh wie ihr mich alle mal kreuzweise könnt.
Auf zum Gate. Hurra noch 40 Minuten bis Toresschluß. Flasche austrinken. Erfrischend lauwarm inzwischen. Immerhin. Die Ziplock-Beutel für Flüssigkeiten. Jaja. Ich hab doch diesmal alles im großen Rucki, bis auf eine Creme im Vorderfach... äh, was ist denn das hier? Sch*** mein Schweizermesser. Nein!!! Und der Officer sagt ich muß es wohl wegschmeißen. Nixda. Ich wieder zum Check-In (wo noch immer Leute Schlange stehen), ruf die Frage übern Schalter, ob ich nochmal an mein Hauptgepäck dran kann, aber natürlich... ist es längst auf dem Weg. Das dachte ich mir. Nun kommen mir die kurzen Wege zupass, wie sie auch in Singapur angenehm sind. In Frankfurt würde folgendes Kunststück nicht gelingen, jedenfalls nicht innerhalb von 15 Minuten:
Ich bin rausgelaufen zur Halteverbotszone am Eingang und hab nach einigem Ausschauhalten einen Herrn gefragt, dessen jüngerer Passagier einen Rucksack aus dem Kofferraum zog. Ob er auch fliege oder hier bleibe. - Nönö, nur der Junior. - Na dann fröhliche Weihnachten. Hier ist mein Schweizermesser. Das war dummerweise im falschen Rucksack. Ich wills nicht wegschmeißen. - Ooh! Wow! - Jau no worries viel Spaß. ... und weg war ich. Das tat nicht ganz so weh, wenn wenigstens jemand was davon hat. (Erst heute fällt mir ein, daß ich den Sachverhalt auch durchaus jemandem aus der immer noch nicht abgerissenen Schlange für meinen eigenen Flug hätte erklären und das Ding evtl. doch hätte wiederkriegen können.)
Also endlich rein zur Handgepäck-Kontrolle. Schlangestehen, technisches, flüssiges, metallisches aus- und extra packen, Röntgenfließband, beginne wieder einzupacken... - "Sind das alle ihre Flüssigkeiten?" - "Ja, den Rest hab ich diesmal im Hauptgepäck" (nicht ohne Stolz) - " Da ist aber noch irgendwas im Rucksack" - "Oh. Au nee. Zahnpasta und so in dem Not-Täschchen, das ich immer rumschlepp." ...Ausgepackt, geöffnet, zum Vorschein kommt: besagte 1 TL Zahnpasta-Rest-Minitube, 1ml Atemfrisch-Tropfen, ein Sojasoßenfischchen voll Desinfektionsmittel, ein Sonnen-Lippenstift... oh. Puh. Nochmal aufs Band. Nun aber! - "Ma'am, haben Sie Thunfischdosen im Rucksack?" - "Nee... ach, aber da sind noch paar Metalldöschen mit Bonbons, sorry." Noch mehr ausgepackt und - Huch! Zwischen den kompakt vertüteten Keksen und Müsliriegeln finden neben den Pastillendöschen auch zwei Portionen Gourmet-Thunfisch. Und zwei Soasoßenfischchen. Und eine Portion Tomatenketschup, 2 Portionsbeutel Sushi-Ingwer in Scheiben und 1x Wasabi. Langsam wirds peinlich. Sie haben mich dann wieder einpacken lassen. Nicht ohne nochmal zu röntgen. (Später fiel mir auf, daß sie mich dabei trotzdem aktiv durchgewunken haben. Denn nicht nur die Proviantsektion war unnützerweise im Handrucki gelandet, sondern auch die Souvenirtüte mit ner angebrochenen Zehnerpackung 4711 Eau-de-Cologne Minis. Sie hätten mich also nochmals zum Auspacken nötigen dürfen. Aber der Organisatiosgrad meines Gepäcks entsprach wohl eher nicht dem Profil eines kaltblütigen Bombenatteantäters. Danke Jungs!)
Alles wieder an Ort und Stelle zu stopfen, brauchte so lange, daß einer der Officers feixte, ob wir uns schonmal gesehen hätten, ich käme ihm so bekannt vor. (Grmbwhahaha.) Nach mir kam keiner mehr. Hatten mich alle überholt. Der Blick auf die Uhr resultierte in milder Panik: Viertelstunde über Boarding Deadline. Wo war mein verdammtes Gate? Hinter einer Säule und kaum zu finden. Die Schlange betrug 5 Leute oder so, aber nach mir kamen noch welche dazugetröpfelt. Wieder aufatmen.
An Bord fröhlich-freundliche Stewardessen, die einem den Platz anweisen... Und der ist doch tatsächlich bereits besetzt. Die Dame, die da sitzt, hat wirklichlich dieselbe Sitzplatznummer auf ihrem Ticket wie ich. Das käme schonmal vor, sagt die Stewardess. Und dirigiert mich vorläufig auf den nächstfreien Platz, um den Gang frei zu machen. Nach drei Minuten kommt bereits dessen rechtmäßiger Be-Sitzer und ich werde vernünftigerweise ins Stewardessen-Kabuff eskortiert, von wo ich beobachten kann, wie sich die Stitze füllen und der Gang langsam leert. Och, denk ich mir, ist ja diesmal nicht meine Schuld. Und ich hätt nix dagegen, nen Crewsitz zu bekommen. Aber es kommt anders. Irgendein Sitz ist frei geblieben, netterweise ein Gangplatz wie der, den ich hätte haben sollen. Na gut.
Sehr gut, wie sich herausstellt. Denn meine Sitznachbarn sind Kiwis, ein sehr freundlicher Papa, der mir gut eine Stunde lang tolle Tips über Neuseeland gibt sowie für den Rest der Zeit ungefragt ein Paar originalverpackte Airline-Ohrhörer für mich übrig hat mit mittelgroßer Tochter, die liebend gerne meine verbleibende Lakritze genießt und dafür bläulichen Sirup aus der Tube anbietet und die letzten Pringles teilt.
Der Flug selbst startet 55 Minuten zu spät, der Käpten faselt was von Papierkram, der dran schuld sei und eine Hauptstewardess gibt unterhaltsame Geschichten zum besten von den abgedrehtesten Schmerzensgeldprozessen des Jahres. Amerika natürlich. Den Rekord hält der Kerl, dem gegenüber seinem Nachbarn 700.000 $ zugesprochen wurden dafür, daß dieser ihm mit dem Auto über beide Hände gefahren sei. Der Clou an der Geschichte: Der Kläger war gerade damit beschäftigt, dem Beklagten die Reifen zu stehlen, als dieser, ohne den Vorgang zu bemerken, nunja, losfuhr.
Also, es gelang der Stewardess somit offensichtlich, die Passagiere bei Laune zu halten. Überhaupt laß ich auch mit der Sitzplatzpanne und der Verspätung auf Virgin Air nichts kommen. Für ne Billig-Airline, alle Achtung! Essen und Trinken mußte man zwar kaufen, aber flotte Sprüche gabs gratis, dazu Gymnastik vor der Landung. Entertainmentqualitäten sehr hoch.
In Christchurch gelandet zunächst mal Passkontrolle. Die Passdame war etwas ungehalten, daß ich meine Visabedingungen nicht ausgedruckt hatte. Wieso? Das stand nirgendwo. Ich konnte ihr die Bedingungen aber aufsagen. Nein, ich habe kein Rückflugticket, das war nur empfohlen, nicht verpflichtend. Rückflug ab Australien ist allerdings gebucht, und den Flug von Neuseeland nach Australien werde ich buchen, wenn ich weiß, wohin es mich verschlägt, also ab wo ich fliege. 4200 NZ$ muß ich nachweisen können und kanns auch. Es ist ein E-Visum, das als Dokument erst bei Einreise erstellt wird, ich hab ne Nummer, und aus der sollte für Wissende der Rest hervorgehen. Am Ende hat sie mir den Stempel gegeben inclusive Arbeitserlaubnis, und das, ohne irgendwas nachzuschlagen. Aber auch, ohne irgendwo ein "aha" in den Augen im Laufe meiner Erläuterung. Also einfach so? Bei Check-In Leuten versteh ich das noch, daß sie sich nicht auskennen. Aber Zollbeamte? Muß man für solche Jobs keine Fortbildngen machen? Seltsam.
Und dann schlug nochmal die Stunde der Wahrheit. Ich hatte genug Ärger gehabt. Daß man Holz, Stroh, Samen aller Art nicht undeklariert einführen darf, war mir bekannt. Nun hatte der Zollschein, den wir im Flieger erhalten hatten, auch noch die paar Muscheln und Seeschnecken, die von meiner stolzen Naturaliensammlung geblieben waren, als unerwünscht gebrandmarkt. Die waren kein Wort wert, und erst recht keinen Nerv mehr. Hauptrucksack vom Band geholt, aufgemacht, Dekotüte raus, Rucksack zu, Zwerg gerettet, Rest in den Müll. Meine Nerven. Diesmal wieder selber schuld und komplett letzte in der Schlange. "Ham sie was zu verzollen?" - "Lebensmittel." - "Welche? Kekse, Nußriegel, Thunfischdosen" - "Kein Thema. Erde an den Schuhsohlen?" - "Meine Boots sind sauber" (die Hufe zur Begutachtung auf Zuruf hebend) "die Sandalen hab ich schon außen dran gepackt. Die sind etwas schmutzig." - "Oh das bißchen geht klar." - Ich war ein wenig enttäuscht. Am australischen Zoll hatte ich immerhin auf Socken rumgestanden und blitzblanke Schuhe wiedergekriegt. Den Strohhalm aus Bodensee im Eichsfeld, meinen Heimkomm-Anker mit Stammplatz im Portemonnaie, hab ich diesmal nicht deklariert. Igrendwo hörts mal auf.
Zu meinen supernetten Gastgebern wars dann nochmal ne kleine Schnitzeljagd unter Einbeziehung etlicher Einheimischer. Weil die Neuseeländische Handykarte, die ich am direkt am Flughafenausgang erworben hatte, zunächst so kompliziert aufgeladen werden mußte, daß ich es vorzog, zum ersten anruf eine Telefonmünze zu schnorren und am Ziel meiner Bus-Anfahrt , anstatt nochmal zur Abholung anzurufen, laut Wegweisung der lieben Nachbarn etwas kreuz und quer die Landschaft zu erkunden, bis ein Autofahrer mich fragte, ob ich so verloren sei, wie ich aussähe (er hatte mich schon vor ner Viertelstunde vollgepackt rumlaufen sehen) - und mich die letzen 700m zielsicher vor die Tür brachte. Auf jeden Fall ist es schön hier.
Ich warte jetzt zwei Wochen auf meinen Liebsten und mache in der Zwischenzeit die Gegend unsicher. Stadtführung ist morgen angesagt. Die Nachbarschaft hab ich gestern und heute schon ertigert. Ich bin sogar seit heute stolze Besitzerin einer örtlichen Büchereikarte! Ist nicht schwer, hier reinzukommen. Also auch nach obigem Bericht: Macht Euch mal keine Sorgen.
Also, den Tag davor hatte ich zum größten Teil mit Aussortieren, Komprimieren und austüfteln meines Gepäcks zugebracht. Für die letzten Tage war ich dann doch noch zu Craig und seiner freundlichen WG "auf die Couch" umgezogen. Welche Wohltat! (Statt nochmal ne volle Wochenmiete zu zahlen und nichtmal sonderlich willkommen zu sein. Oh Mann. So doof bin ich nicht bald wieder. Anderes Kapitel. Abgehakt. Schiftlicher Fixierung unwürdig. Zurück zum Leben aus dem Rucksack...) Der Umzug war ne tolle Idee. Craig holte mich mit meinem Zeug ab. Ich hatte das für nett und bequem, aber nichtmal notwendig gehalten. Aber von wegen! 11 Wochen eigenes Zimmer hatten das Volumen meiner Habseligkeiten verdoppelt und das Gewicht immerhin um die Hälfte gesteigert. Im Klartext: 13 Kilo dahergelaufenes Zeug irgendwie wegzaubern (anrechnungsfreie Handgepäckstücke wie Computer, Reiseführer, Camera, Jacke etc. extra packen und lose rumschleppen) und/oder tatsächlich aussortieren und verschenken. Hin- und Hergepacke, Kontrollgang zur Waage, wieder alles raus... Und immer schön langsam, weil auch bedacht werden will, welche Gegenstände nicht ins Handgepäck dürfen und welche zur Deklaration am Zoll dringend greifbar sein sollten. Und nochmal langsamer, weils recht fatal ist, den Überblick zu verlieren... Naja. Als alle anderen von ihrem Tagwerk nach Hause kamen, war ich dann auch fertig. Den Abend haben wir, wie bereits üblich zu allesamt auf der Veranda im Vorgarten verbracht, einfach kuschlig dagesessen auf der Couch, die mir die beiden vorigen Nächte zum Biwak gedient hatte. Ich sag Euch, australische Vögel sind morgens RICHTIG laut. Und ich finds toll. Wegen der Nachbarn und weil es durch ergiebigen (hochwillkommenen) Regen doch deutlich kühler geworden war, sollte ich diese Nacht aber drinnen schlafen. Ich richtete mich auf dem Küchenfußboden ein und schlief recht gut.
Zum guten Start hatte ich den Wecker nicht gestellt, was bei einem Check-In-Ultimatum von 8:00 Uhr morgens etwas gewagt ist. Wurde aber glücklicherweise von einem Badezimmerbenutzer wachgepoltert und hatte noch Zeit für Katzenwäsche, Ankleiden und CaffeLatte plus 1 Scheibe Toast, bis Craig und ich und meine nun-nur-noch 3 Taschen dann um viertel nach sieben Richtung Airport losfuhren.
Viertel vor acht Rauswurf im Halteverbot vor Haupteingang, Blitzabschied und... tja. Denn man los. Die Gepäck-Trolleys hätte man für Münzen mieten müssen, die rauszusuchen ich keine Hand frei hatte (paradox?) und außerdem nicht einsah, denn es ging ja. Eins huckepack, eins rechts, eins links. Kopf benutzt und Tafel gelesen, Schalter gleich gefunden. Aufatmen. Dann Seufzer: Gut 70 Meter lange Schlange am Check-In. Im Prinzip beruhigend. Heißt es doch, daß sie mit Sicherheit nicht wie angedroht den Schalter um achte schließen können. Daß ich also gar nicht so spät dran bin. Och, ich hatte sogar noch Leute hinter mir. Nach 5 Metern überstandener Schlange gab meine am Vortag erworbene Laptop-Tasche (Made in China, 10 AU$, kam grad recht) unter dem Gewicht der zugepackten Freifracht (siehe oben) den Geist auf, das große Fach riß an der Naht auf und übrig blieb nur die schmale Hülle um den Computer, ohne Griff und alles. Mit dem notfallmäßigen Umpacken meines Krams in den (zum Glück geräumigen und robusten) Handrucksack brauchte ich den ganzen Rest der Anstehzeit. Bloß nicht aufregen. Ich spürte, wie das Adrenalin meinen Toast verbrannte und den Blutzucker ins Minus riß. Wenn man sowieso Gewicht vernichten muß, kommt australische Weichlakritze gerade recht. Ich wär aber gerne ausgeschert und hätte was vernünftiges zu essen besorgt. Nun gut, ich war ja schließlich dran, und es stellte sich heraus, daß mein Hauptgepäck noch 2 1/2 Kilo Luft hatte. Da die Dame am Schalter neu war und noch keine Ahnung von neuseeländischen Working Holiday Visa hatte, mußte sie noch lang und breit telefonisch nachfragen, ob ich denn wirklich mit einem Visum, das in einer Woche ausläuft, noch einreisen durfte. Ich erklärte ihr, daß dies das Verfallsdatum zum Antritt sei und die Haltbarkeit nach (Er-)Öffnung ein Jahr beträgt. Die Sicherheitszeiten gelten doch bloß fürs Verfallsdatum der Reisepässe an sich. Naja, nicht mein Bier. Sei ruhig schlauer als Dein Sachbearbeiter, aber behaupte es nicht. Sie wußte halt nicht so ganz. Konnte mir nur recht sein, gab es mir doch Zeit, noch einige der schwereren Teile noch notdürftig im Hauptrucki zu verstauen. Nicht genug. 600g war mein Handgepäck noch überm Limit. Da ich aber erklärte, darin befänden sich unter anderem 500g Lakritze, die ich nun sowieso killen würde, ging alles klar. Wäre eh okay gewesen. Die Camera mit den Akkus drum und dran war bestimmt 700g. Bloß weg hier! Hunger! Durst!
Am Schalter hatten sie meine 2/3 Laptoptaschen-Müll nicht entsorgen können. Mülleimer finden. Hinsetzen. Ich hab nen Arm zu wenig. Aus dem Lautsprecher die Ansage, man möge sein Gepäck nicht aus den Augen lassen. (Nicht wegen der Taschendiebe oder aus Fürsorglichkeit! Seit 9/11 werden Koffer unter hohem Bombenexpertenaufwand kostenpflichtig abgeschleppt.) Handrucki abstellen, Hinterfach ausräumen, Schleppi rein, alles neu stopfen, paßt zum Glück, bloß Jacke raus und umgebunden. Ach und die Lakritze. Eine Handvoll. Schnauf. Schwitz. Durst. Mist die Flasche ist leer. Toilette. Da gibts nur brühwarmes Wasser. Wat mut dat mut. Oh wie ihr mich alle mal kreuzweise könnt.
Auf zum Gate. Hurra noch 40 Minuten bis Toresschluß. Flasche austrinken. Erfrischend lauwarm inzwischen. Immerhin. Die Ziplock-Beutel für Flüssigkeiten. Jaja. Ich hab doch diesmal alles im großen Rucki, bis auf eine Creme im Vorderfach... äh, was ist denn das hier? Sch*** mein Schweizermesser. Nein!!! Und der Officer sagt ich muß es wohl wegschmeißen. Nixda. Ich wieder zum Check-In (wo noch immer Leute Schlange stehen), ruf die Frage übern Schalter, ob ich nochmal an mein Hauptgepäck dran kann, aber natürlich... ist es längst auf dem Weg. Das dachte ich mir. Nun kommen mir die kurzen Wege zupass, wie sie auch in Singapur angenehm sind. In Frankfurt würde folgendes Kunststück nicht gelingen, jedenfalls nicht innerhalb von 15 Minuten:
Ich bin rausgelaufen zur Halteverbotszone am Eingang und hab nach einigem Ausschauhalten einen Herrn gefragt, dessen jüngerer Passagier einen Rucksack aus dem Kofferraum zog. Ob er auch fliege oder hier bleibe. - Nönö, nur der Junior. - Na dann fröhliche Weihnachten. Hier ist mein Schweizermesser. Das war dummerweise im falschen Rucksack. Ich wills nicht wegschmeißen. - Ooh! Wow! - Jau no worries viel Spaß. ... und weg war ich. Das tat nicht ganz so weh, wenn wenigstens jemand was davon hat. (Erst heute fällt mir ein, daß ich den Sachverhalt auch durchaus jemandem aus der immer noch nicht abgerissenen Schlange für meinen eigenen Flug hätte erklären und das Ding evtl. doch hätte wiederkriegen können.)
Also endlich rein zur Handgepäck-Kontrolle. Schlangestehen, technisches, flüssiges, metallisches aus- und extra packen, Röntgenfließband, beginne wieder einzupacken... - "Sind das alle ihre Flüssigkeiten?" - "Ja, den Rest hab ich diesmal im Hauptgepäck" (nicht ohne Stolz) - " Da ist aber noch irgendwas im Rucksack" - "Oh. Au nee. Zahnpasta und so in dem Not-Täschchen, das ich immer rumschlepp." ...Ausgepackt, geöffnet, zum Vorschein kommt: besagte 1 TL Zahnpasta-Rest-Minitube, 1ml Atemfrisch-Tropfen, ein Sojasoßenfischchen voll Desinfektionsmittel, ein Sonnen-Lippenstift... oh. Puh. Nochmal aufs Band. Nun aber! - "Ma'am, haben Sie Thunfischdosen im Rucksack?" - "Nee... ach, aber da sind noch paar Metalldöschen mit Bonbons, sorry." Noch mehr ausgepackt und - Huch! Zwischen den kompakt vertüteten Keksen und Müsliriegeln finden neben den Pastillendöschen auch zwei Portionen Gourmet-Thunfisch. Und zwei Soasoßenfischchen. Und eine Portion Tomatenketschup, 2 Portionsbeutel Sushi-Ingwer in Scheiben und 1x Wasabi. Langsam wirds peinlich. Sie haben mich dann wieder einpacken lassen. Nicht ohne nochmal zu röntgen. (Später fiel mir auf, daß sie mich dabei trotzdem aktiv durchgewunken haben. Denn nicht nur die Proviantsektion war unnützerweise im Handrucki gelandet, sondern auch die Souvenirtüte mit ner angebrochenen Zehnerpackung 4711 Eau-de-Cologne Minis. Sie hätten mich also nochmals zum Auspacken nötigen dürfen. Aber der Organisatiosgrad meines Gepäcks entsprach wohl eher nicht dem Profil eines kaltblütigen Bombenatteantäters. Danke Jungs!)
Alles wieder an Ort und Stelle zu stopfen, brauchte so lange, daß einer der Officers feixte, ob wir uns schonmal gesehen hätten, ich käme ihm so bekannt vor. (Grmbwhahaha.) Nach mir kam keiner mehr. Hatten mich alle überholt. Der Blick auf die Uhr resultierte in milder Panik: Viertelstunde über Boarding Deadline. Wo war mein verdammtes Gate? Hinter einer Säule und kaum zu finden. Die Schlange betrug 5 Leute oder so, aber nach mir kamen noch welche dazugetröpfelt. Wieder aufatmen.
An Bord fröhlich-freundliche Stewardessen, die einem den Platz anweisen... Und der ist doch tatsächlich bereits besetzt. Die Dame, die da sitzt, hat wirklichlich dieselbe Sitzplatznummer auf ihrem Ticket wie ich. Das käme schonmal vor, sagt die Stewardess. Und dirigiert mich vorläufig auf den nächstfreien Platz, um den Gang frei zu machen. Nach drei Minuten kommt bereits dessen rechtmäßiger Be-Sitzer und ich werde vernünftigerweise ins Stewardessen-Kabuff eskortiert, von wo ich beobachten kann, wie sich die Stitze füllen und der Gang langsam leert. Och, denk ich mir, ist ja diesmal nicht meine Schuld. Und ich hätt nix dagegen, nen Crewsitz zu bekommen. Aber es kommt anders. Irgendein Sitz ist frei geblieben, netterweise ein Gangplatz wie der, den ich hätte haben sollen. Na gut.
Sehr gut, wie sich herausstellt. Denn meine Sitznachbarn sind Kiwis, ein sehr freundlicher Papa, der mir gut eine Stunde lang tolle Tips über Neuseeland gibt sowie für den Rest der Zeit ungefragt ein Paar originalverpackte Airline-Ohrhörer für mich übrig hat mit mittelgroßer Tochter, die liebend gerne meine verbleibende Lakritze genießt und dafür bläulichen Sirup aus der Tube anbietet und die letzten Pringles teilt.
Der Flug selbst startet 55 Minuten zu spät, der Käpten faselt was von Papierkram, der dran schuld sei und eine Hauptstewardess gibt unterhaltsame Geschichten zum besten von den abgedrehtesten Schmerzensgeldprozessen des Jahres. Amerika natürlich. Den Rekord hält der Kerl, dem gegenüber seinem Nachbarn 700.000 $ zugesprochen wurden dafür, daß dieser ihm mit dem Auto über beide Hände gefahren sei. Der Clou an der Geschichte: Der Kläger war gerade damit beschäftigt, dem Beklagten die Reifen zu stehlen, als dieser, ohne den Vorgang zu bemerken, nunja, losfuhr.
Also, es gelang der Stewardess somit offensichtlich, die Passagiere bei Laune zu halten. Überhaupt laß ich auch mit der Sitzplatzpanne und der Verspätung auf Virgin Air nichts kommen. Für ne Billig-Airline, alle Achtung! Essen und Trinken mußte man zwar kaufen, aber flotte Sprüche gabs gratis, dazu Gymnastik vor der Landung. Entertainmentqualitäten sehr hoch.
In Christchurch gelandet zunächst mal Passkontrolle. Die Passdame war etwas ungehalten, daß ich meine Visabedingungen nicht ausgedruckt hatte. Wieso? Das stand nirgendwo. Ich konnte ihr die Bedingungen aber aufsagen. Nein, ich habe kein Rückflugticket, das war nur empfohlen, nicht verpflichtend. Rückflug ab Australien ist allerdings gebucht, und den Flug von Neuseeland nach Australien werde ich buchen, wenn ich weiß, wohin es mich verschlägt, also ab wo ich fliege. 4200 NZ$ muß ich nachweisen können und kanns auch. Es ist ein E-Visum, das als Dokument erst bei Einreise erstellt wird, ich hab ne Nummer, und aus der sollte für Wissende der Rest hervorgehen. Am Ende hat sie mir den Stempel gegeben inclusive Arbeitserlaubnis, und das, ohne irgendwas nachzuschlagen. Aber auch, ohne irgendwo ein "aha" in den Augen im Laufe meiner Erläuterung. Also einfach so? Bei Check-In Leuten versteh ich das noch, daß sie sich nicht auskennen. Aber Zollbeamte? Muß man für solche Jobs keine Fortbildngen machen? Seltsam.
Und dann schlug nochmal die Stunde der Wahrheit. Ich hatte genug Ärger gehabt. Daß man Holz, Stroh, Samen aller Art nicht undeklariert einführen darf, war mir bekannt. Nun hatte der Zollschein, den wir im Flieger erhalten hatten, auch noch die paar Muscheln und Seeschnecken, die von meiner stolzen Naturaliensammlung geblieben waren, als unerwünscht gebrandmarkt. Die waren kein Wort wert, und erst recht keinen Nerv mehr. Hauptrucksack vom Band geholt, aufgemacht, Dekotüte raus, Rucksack zu, Zwerg gerettet, Rest in den Müll. Meine Nerven. Diesmal wieder selber schuld und komplett letzte in der Schlange. "Ham sie was zu verzollen?" - "Lebensmittel." - "Welche? Kekse, Nußriegel, Thunfischdosen" - "Kein Thema. Erde an den Schuhsohlen?" - "Meine Boots sind sauber" (die Hufe zur Begutachtung auf Zuruf hebend) "die Sandalen hab ich schon außen dran gepackt. Die sind etwas schmutzig." - "Oh das bißchen geht klar." - Ich war ein wenig enttäuscht. Am australischen Zoll hatte ich immerhin auf Socken rumgestanden und blitzblanke Schuhe wiedergekriegt. Den Strohhalm aus Bodensee im Eichsfeld, meinen Heimkomm-Anker mit Stammplatz im Portemonnaie, hab ich diesmal nicht deklariert. Igrendwo hörts mal auf.
Zu meinen supernetten Gastgebern wars dann nochmal ne kleine Schnitzeljagd unter Einbeziehung etlicher Einheimischer. Weil die Neuseeländische Handykarte, die ich am direkt am Flughafenausgang erworben hatte, zunächst so kompliziert aufgeladen werden mußte, daß ich es vorzog, zum ersten anruf eine Telefonmünze zu schnorren und am Ziel meiner Bus-Anfahrt , anstatt nochmal zur Abholung anzurufen, laut Wegweisung der lieben Nachbarn etwas kreuz und quer die Landschaft zu erkunden, bis ein Autofahrer mich fragte, ob ich so verloren sei, wie ich aussähe (er hatte mich schon vor ner Viertelstunde vollgepackt rumlaufen sehen) - und mich die letzen 700m zielsicher vor die Tür brachte. Auf jeden Fall ist es schön hier.
Ich warte jetzt zwei Wochen auf meinen Liebsten und mache in der Zwischenzeit die Gegend unsicher. Stadtführung ist morgen angesagt. Die Nachbarschaft hab ich gestern und heute schon ertigert. Ich bin sogar seit heute stolze Besitzerin einer örtlichen Büchereikarte! Ist nicht schwer, hier reinzukommen. Also auch nach obigem Bericht: Macht Euch mal keine Sorgen.
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